Mutter/Vater-Kind-Einrichtungen
Bundesweit erhalten in ca. 90 Einrichtungen in katholischer Trägerschaft Schwangere/Mütter/Väter mit Kindern entsprechende Wohn- und Betreuungsangebote gemäß § 19 SGB VIII (Gemeinsame Wohnformen für Mütter, Väter und Kinder).
Die Intensität der Beratung und Betreuung reicht von alltagsstrukturierenden Hilfen, lebenspraktischer Anleitung bei der Versorgung und Erziehung der Säuglinge/Kleinkinder und 24-stündiger Anwesenheit der Mitarbeiter_innen in vollstationären Einrichtungen bis hin zu ambulanten Leistungsangeboten (z.B. Beratungsgesprächen, die in der eigenen Wohnung der Mütter/Väter stattfinden).
Zielsetzung der Arbeit
Die sozialpädagogischen Unterstützungsangebote der hauptamtlichen Fachkräfte in Mutter/Vater-Kind-Einrichtungen (MVKE) umfassen
- die Beratung, Unterstützung bzw. Betreuung von Schwangeren/Müttern/Vätern
- die Betreuung, gezielte Förderung und den Schutz der Kinder
- die intensive Förderung der frühen Eltern-Kind-Beziehungen.
Die Arbeit mit zwei Generationen ist das spezifische Merkmal von Mutter/Vater-Kind-Einrichtungen!
Grundsätzliche Zielsetzung der Arbeit ist die Entwicklung einer langfristigen eigenständigen Zukunftsperspektive für die Mütter/Väter und ihre Kinder. In den meisten Fällen geht es um die Entwicklung einer gemeinsamen Zukunftsperspektive.
Aufgrund der vielschichtigen Problemlagen der Mütter/Väter wird in den Fällen, in denen deutlich wird, dass sich keine stabile Mutter/Vater-Kind-Beziehung entwickelt oder die Mutter/der Vater aller Voraussicht nach auch langfristig nicht in der Lage sein wird, die Versorgung und Erziehung des Kindes zu übernehmen, nach Alternativen gesucht.
Leistungsschwerpunkte der Arbeit liegen in der Förderung
- der Persönlichkeitsentwicklung der Schwangeren/Mütter/Väter
- der Mutter/Vater-Kind-Beziehung und der Erziehungskompetenz der Eltern
- der selbstständigen Haushaltsführung und Alltagsbewältigung und
- der schulisch-beruflichen Ausbildung bzw. Aufnahme oder Fortsetzung
einer Erwerbstätigkeit.
Die Einrichtungen
Die typische Mutter/Vater-Kind-Einrichtung gibt es nicht; aufgrund unterschiedlicher geschichtlicher Entwicklungen, unterschiedlicher räumlicher Voraussetzungen, unterschiedlicher Standorte und Konzeptionen usw. hat jede Mutter/Vater-Kind-Einrichtung ihr eigenes "Gesicht". Im Kontext gesamtgesellschaftlicher Entwicklungen werden die Konzeptionen der Einrichtungen den Problemlagen und Bedürfnissen der Klient_innen in Not entsprechend kontinuierlich weiterentwickelt.
Die Mutter/Vater-Kind-Einrichtungen sind regional mit anderen Beratungsstellen (Ausländerberatung, Schuldnerberatung, Schwangerenberatung etc.), mit Ämtern (Jugendamt, Sozialamt, Wohnungsamt etc.), mit Ärzten und Krankenhäusern, Vereinen und Gruppierungen für allein Erziehende, anderen Einrichtungen für Kinder (Kindertagesstätten, Kinderkrankenhäuser, Kinderzentren etc.) und weiteren Institutionen vernetzt.
Überregional arbeiten Mitarbeiter_innen verschiedener Mutter/Vater-Kind-Einrichtungen trägerübergreifend in Landesarbeitsgemeinschaften zusammen.
Auf Bundesebene treffen sich leitende Mitarbeiter_innen der Einrichtungen in katholischer Trägerschaft mindestens einmal jährlich zum fachlichen Austausch und zur Fortbildung.
Mutter/Vater-Kind-Einrichtungen bieten somit Lebens- und Lernperspektiven für Schwangere und Mütter/Väter in umfassenden Not- und Konfliktsituationen. Ausgehend von den komplexen Problemlagen der Frauen und aufbauend auf ihre vorhandenen Kompetenzen bietet der ganzheitliche Ansatz von Wohnen, Beratung und Betreuung den Bewohnerinnen die Chance, ein kritisches Lebensergebnis (die ungeplante Schwangerschaft / Mutterschaft und die Übernahme der Mutter-/Vaterrolle) positiv zu bewältigen.
Insbesondere für die Kinder bietet der Aufenthalt mit ihrer Mutter oder ihrem Vater in einer Mutter/Vater-Kind-Einrichtung Sicherheit und die Chance, generationsübergreifende Kreisläufe von Nichtachtung, Gewalt oder Vernachlässigung zu durchbrechen.