SkF Landesverband Bayern: Gesellschaft im Umbruch
Gesellschaft im Umbruch - Ein sozialwissenschaftlicher Blick auf den Wandel
In verschiedenen gesellschaftlichen, sozialen und verbandlichen Kontexten erleben wir einen spürbaren Wandel in Deutschland. Wie sieht die Bewertung aus der sozialwissenschaftlichen Perspektive aus?
Astrid Paudtke, Vorsitzende des SkF Landesverbandes, eröffnete die Landestagung am 5. Mai 2025. Als Vorsitzende des SkF Würzburg begrüßte Ulrike Lang die Teilnehmerinnen und Teilnehmer.
In ihren Grußworten hoben Yvonne Fritz, Vorstand des SkF Gesamtvereins, und Christian Gärtner, neugewählter Vorsitzender des Landeskomitees der Katholiken in Bayern, die Bedeutung des SkF im kirchlichen und politischen Feld hervor und ermutigten zum weiteren konstruktiven Einmischen. Christian Gärtner betonte das große Engagement des SkF im Landeskomitee der Katholiken und bedankte sich dafür.
v.l. Astrid Paudtke, Ulrike Lang, Yvonne Fritz, Christian Gärtner© Claudia Jaspers, SkF Würzburg
Dr. Laura Castiglioni, Politikwissenschaftlerin des Deutschen Jugendinstituts eröffnete mit ihrem Vortrag "Gesellschaft im Umbruch - Herausforderungen für Frauen, Männer und Familien" die Tagung. Sie hielt folgende Herausforderungen in Bezug auf Geschlechterrollen und Erwerbstätigkeit fest:
Die Erwerbsbeteiligung von Müttern ist vor allem dank der Erweiterung der Kinderbetreuungsangebote erheblich gestiegen, allerdings sind noch immer erhebliche Geschlechterunterschiede präsent. Aufgrund von Care-Arbeit schränken Mütter ihre Erwerbstätigkeit häufiger ein als Väter, und sie arbeiten wesentlich öfter in Teilzeit. Infolge dieser Unterschiede sind Frauen einem höheren Armutsrisiko ausgesetzt.
In Bezug auf die ökonomische Ungleichheit zog sie das Fazit, dass die soziale Ungleichheit zugenommen hat. Insbesondere alleinerziehende Haushalte, Mehrkinderfamilien und Familien mit Einwanderungsgeschichte sind öfter gefährdet. Zudem muss man festhalten, dass sich Armut verstetigt: wer arm ist/wird, bleibt oft länger in Armut. Armut und die Angst, abgehängt zu werden, müssen dringend adressiert werden, denn sie untergraben das Vertrauen in die Demokratie. Insgesamt ist die Gesellschaft diverser geworden.
Erfreulicherweise konnten die Ergebnisse des vor Kurzem erschienenen zehnten Familienberichtes des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugendliche einbezogen werden. Der Fokus lag dabei auf der Bestandsaufnahme und den Handlungsempfehlungen, die der Bericht in Bezug auf allein- und getrenntlebende Eltern und ihrer Kinder formulierte. Diese Personengruppe kommt in den Einrichtungen und Beratungsstellen des SkF in Bayern sehr häufig vor. Als Träger unter anderem von Eltern-Kind-Einrichtungen und Schwangerenberatungsstellen befasst sich der SkF seit Jahrzehnten mit den Bedarfen von Alleinerziehenden. Mit Prof. i.R. Dr. Anne Lenze stellte eine der Autorinnen des Familienberichtes die Ergebnisse vor.
Sie zeigte in ihrem Vortrag auf, welche Auswirkungen die wirtschaftliche Lage der Allein-erziehenden auf deren gesamtes Leben hat. So machen zum Beispiel Studien deutlich, dass überhaupt nur die Hälfte der Kinder Unterhalt bekommen und davon erreicht wiederum nur die Hälfte den Mindestunterhalt. An dieser Stelle appellierte Frau Dr. Lenze eindringlich dafür, das Existenzminimum von Kindern und Jugendlichen neu zu bestimmen, um die Entwicklungspotenziale von Kindern aus Grundsicherungshaushalten zu gewährleisten und nicht einzuschränken.
Defizite gibt es insbesondere bei der soziokulturellen Teilhabe von armen Kindern und Jugendlichen. Des Weiteren empfiehlt der Bericht, im Elterngeld- und Kinderbetreuungssystem den Bedarf zu berücksichtigen, den vor allem Alleinerziehende haben.
Um nach den Vorträgen des ersten Tages die Ergebnisse auch hinsichtlich der Datenlage richtig einordnen zu können, stellte Valerie Leukert vom Bayerischen Landesamt für Statistik in einem Faktencheck aktuelle Zahlen zur Bevölkerung in Bayern dar.
Zu- und Abwanderungen spielten dabei ebenso eine Rolle wie die Entwicklung der Geburten und Sterbefälle. Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern wurde dabei deutlich, dass vor allem der demographische Wandel in den nächsten Jahren eine große Herausforderung darstellen wird.
Aus diesen vielen Erhebungen lassen sich für die Arbeit des SkF in Bayern Erkenntnisse für neue oder den Ausbau bestehender Angebote und Einrichtungen gewinnen.
Zum Abschluss der Tagung kam auch Peter Ziegler, Vorsitzender der KAB Bayern, in seinem Vortrag "Solidarität am Ende? Am Ende Solidarität" nicht umhin, die Altersarmut intensiver zu beleuchten. Dabei wurde einmal mehr deutlich, dass besonders Frauen davon betroffen sind. Wie eine gerechtere Verteilung der zur Verfügung stehenden Beiträge der Rentenversicherung aussehen könnte, wird auch eine wichtige Aufgabe der Politik der neuen Bundesregierung sein, auch wenn das Thema im Koalitionsvertrag nur am Rande erwähnt wird. Intensiv diskutiert wurde von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern das vorgestellte Modell der Garantierten Alterssicherung, dass die KAB entwickelt hat. Die Diskussion zeigte, dass die angestrebte Balance zwischen Sicherung der Existenz und einer gerechten Rente noch viele politische Anstrengungen erfordern wird.
Den Abschluss des ersten Abends der Tagung feierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit einem gemeinsamen Gottesdienst, zelebriert von Bischof Franz Jung und Domkapitular Clemens Bieber.