SkF Landesverband Bayern: 25 Jahre „Frei-Raum“
Die Rückkehr in die Gesellschaft gestaltet sich für Frauen häufig mit großen Hürden, da weibliche Delinquenz ein seltenes Phänomen ist und dadurch die Stigmatisierung für straffällige Frauen ungleich schwerer wiegt als für Männer. Das Konzept von Frei-Raum berücksichtigt die vielen auffälligen Gemeinsamkeiten in den Biografien der Frauen.
So hatten die Frauen häufig gewalttätige Väter und Partner, die ihre Familie schlecht oder gar nicht versorgt und ihre Frauen und Töchter oftmals sexuell missbraucht haben. Sie haben ihre eigenen schwachen, gedemütigten, abhängigen Mütter erlebt und sich selbst wiederum Männern unterworfen. Auffälligkeiten, die bei vielen straffällig gewordenen Frauen beobachtet werden können, reichen von einem unzureichenden Selbstwertgefühl, einer fehlenden Abgrenzungskompetenz, Erfahrungen von Gewalt und/oder sexuellem Missbrauch, einer frühen Abhängigkeit vom Partner bis hin zu einer resignativen Konfliktbewältigung durch Flucht in Sucht und Krankheit.
Die auf sich geladene Schuld durch die Straftat den eigenen Kindern gegenüber ist ein wichtiges wiederkehrendes Thema. Die Frauen beschäftigt die Frage, wie sie mit dieser Schuld umgehen, und auch, wie sie diese ihren Kindern verständlich machen können.
Die Seminartage in einem Tagungshaus in Kösching tragen dazu bei, dass sich die Frauen in einer ruhigen Atmosphäre außerhalb der Gefängnismauern mit therapeutischer Begleitung mit ihren persönlichen Themen auseinandersetzen können, um gestärkt ihrer Entlassung und ihrem Leben in Freiheit entgegensehen zu können.
Astrid Paudtke, Vorsitzende des SkF Landesverbandes Bayern: "Mein besonderer Dank gilt dem Bayrischen Staatsministerium der Justiz für die finanzielle Unterstützung, welche das Projekt Frei-Raum seit 25 Jahren ermöglicht. Und danken möchte ich auch den Therapeutinnen und der Tagungsleitung, die sich auf das "Abenteuer" einlassen, vier Tage lang gemeinsam mit den Frauen in einem Tagungshaus zu verbringen. Dies bedeutet einerseits eine zeitlich und persönlich sehr intensive Phase, die allen Beteiligten sehr viel abverlangt - andererseits aber, nach den Rückmeldungen der Frauen zu urteilen, "jedes Mal" wert ist."
Mosaikworkshop als Highlight im Jubiläumsjahr
Durch persönliche Kontakte konnten für den letzten Abend vier internationale Künstlerinnen für einen Mosaikworkshop gewonnen werden. Dies war für die Frauen eine großartige Gelegenheit, sich kreativ auszudrücken. Es war schön zu sehen, wie sehr sich die Frauen und Künstlerinnen aufeinander eingelassen haben. Die offene und zugewandte Art der Künstlerinnen bewirkte, dass die Frauen Vertrauen fassten und auch sie sich öffnen konnten. Es war für sie eine sehr große Freude so viel Wertschätzung zu erfahren.