SkF Recklinghausen: Straße in Recklinghausen trägt den Namen der SkF-Gründerin
Die rund 600 Meter lange Straße in Recklinghausen kam erst jüngst hinzu.
Die zwei neuen Straßenschilder hängen im ländlichen Nordwesten der Stadt seit November. Darunter wird erklärt: "Sozialpolitikerin, Reichstagsabgeordnete, aus dem von ihr gegründeten Verein entwickelte sich der Sozialdienst katholischer Frauen". Vormals trug der asphaltierte Weg den Namen von Karl Wagenfeld. Der Rat hatte die Umbenennung wegen Wagenfelds Nähe zum Nationalsozialismus beschlossen.
Der bundesweit tätige Wohlfahrtsverband hat schließlich auch in Recklinghausen einen Ortsverein mit Sitz an der Kemnastraße 7 und ist unter anderem Träger der "Recklinghäuser Tafel".
Aber wer war Agnes Neuhaus? Sie lebte von 1854 bis 1944. "Und sie war - so ist es vielfach und glaubhaft geschrieben - eine bemerkenswerte Persönlichkeit, die mit Engagement und Leidenschaft einen Beitrag für eine bessere Gesellschaft geleistet hat", berichtet Jutta Beeking, ehrenamtliche Vorsitzendes des Recklinghäuser SkF-Ortsvereins. Agnes Neuhaus habe sich für Gleichberechtigung, Bildung und soziale Gerechtigkeit eingesetzt. "Werte, die bis heute von großer Bedeutung sind", fügt Elisabeth Lochthowe aus dem Vorstand an.
Aufgewachsen in Dortmund, widmete sich Agnes Neuhaus nach Musik-Studium, Heirat und der Geburt dreier Kinder zunächst intensiv der Armenfürsorge. Schnell weitete sie ihr Engagement aus. So richtete sie ihr Augenmerk zunehmend auf die Hilfe von Mädchen und Frauen in der Prostitution, widmete sich ledigen Müttern und Schwangeren und gründete Ausbildungsstätten für Pflegerinnen und Fürsorgerinnen.
Am ersten Adventssonntag 1899 - vor 124 Jahren - gründete sie schließlich den Verein vom Guten Hirten. Zwei Jahrzehnte später umfasste der Verein schon 112 Ortsgruppen und 40 Zufluchtshäuser für Frauen und Mädchen. 1968 ging daraus der Sozialdienst Katholischer Frauen e. V. hervor - mit aktuell 125 Ortsvereinen.
"Tatkräftige Fürsorge war Agnes Neuhaus aber nicht genug, sie wollte auch auf die politischen Rahmenbedingungen einwirken", weiß Jutta Beeking. Als eine der ersten Frauen habe sie sich politisch engagiert. Sie gehörte der Weimarer Nationalversammlung und ab 1919 auch dem Deutschen Reichstag an, war Vorstandsmitglied der Zentrumspartei in Westfalen und auf Reichsebene. Als Abgeordnete des Reichstages nahm Neuhaus großen Einfluss auf das Reichsjugendwohlfahrtsgesetz von 1924 mit dem darin verankerten Subsidiaritätsprinzip.
Agnes Neuhaus starb am 20. November 1944 in Soest. "Unermüdlich war sie darauf bedacht, die Liebe Christi nicht bloß zu predigen, sondern selbst zu üben", schrieb der Paderborner Erzbischof und spätere Kardinal Lorenz Jaeger in seinem Beileidsbrief, der beim Requiem im Soester St.-Patrokli-Dom verlesen wurde. Elf weitere deutsche Bischöfe schickten Kondolenzbriefe.
Heute lebt der von Neuhaus gegründete Verein im SkF, einem Frauen- und Fachverband der sozialen Arbeit in der katholischen Kirche, fort. SkF Vorsitzende Jutta Beeking: "Dem Leitspruch von Agnes Neuhaus fühlen sich die Mitarbeitenden auch in Recklinghausen bis heute verpflichtet: ,Es ist unendlich viel zu machen und zu helfen, wenn nur jemand da ist, der es tut‘".
Der Vorstand des SkF Ortvereins Recklinghausen stattete der Straße, die seit Dezember 2023 offiziell den Namen der in Dortmund geborenen Verbandsgründerin Agens Neuhaus trägt, einen "Antrittsbesuch" ab.