SkF Aachen: Langjährige Geschäftsführerin geht in den Ruhestand
Ursula Braun-Kurzmann gehörte zu den "zentralen Persönlichkeiten des Sozialwesens in Aachen", findet Torsten Nyhsen, beruflicher Wegbegleiter und Geschäftsführer des SKM Aachen. "Zahlreiche Projekte der Sozialen Arbeit in Aachen tragen Frau Braun-Kurzmanns Handschrift", sagt Brigitte Drews, die als Leiterin des Jugendamtes über viele Jahre eng und erfolgreich mit Ursula Braun-Kurzmann zusammengearbeitet hat.
Viele wichtige Projekte des SkF Aachen hat Braun-Kurzmann mit ihren Teams etabliert, so die Familienpatenschaften, gemeinsam mit dem SKM Aachen; Neue Wege gehen, eine Anti Gewalt-Beratung für Paare und Eltern; Guter Start ins Leben, um Familien von Anfang an zu begleiten oder die Seniorenpatenschaften. Ihr war es immer wichtig, Projekte langlebig und nachhaltig anzulegen und Ehrenamtliche einzubinden. Viel Herzblut investierte sie in die Kita Rokoko im Aachener Ostviertel. "Dort musste mehr Sozialarbeit passieren", fand Braun-Kurzmann und bekam schnell Unterstützung vom Jugendamt.
Ihrer freundlichen, fachlich immer fundierten Hartnäckigkeit und Zielstrebigkeit sind viele Kooperationen des SkF Aachen zu verdanken, beispielsweise der Verein Schuldnerberatung oder die Familiäre Tagesbetreuung in Aachen mit inzwischen elf Mitarbeiterinnen. Ein berufliches Engagement wie das von Braun-Kurzmann findet man heute kaum mehr, fünf Vorstandsposten hatte sie zeitweise inne, als Mitglied im Kinder- und Jugendausschuss investierte sie viel Zeit. "Wir haben begonnen mit 30 Mitarbeiter:innen und einer Schreibmaschine, ich bekam als eine der ersten einen Computer", erinnert Braun-Kurzmann sich. Heute arbeiten 100 Menschen beim SkF Aachen e.V. Auf die Zukunft hat sie den Sozialdienst katholischer Frauen gut vorbereitet: Als einer der ersten Verbände hat er die Onlineberatung entwickelt, die auch gut von den Menschen angenommen wird.
Die zunehmende Digitalisierung in den städtischen Verwaltungen dagegen stellt die Sozialarbeit an der Basis vor große Herausforderungen, denn die Klientel des SkF hat oft keine entsprechende Ausstattung und ist überfordert, z.B. Online-Anträge korrekt auszufüllen und den E-Mail-Verkehr nachzuhalten. Gesetzesänderungen, tarifliche Lohnerhöhungen, IT-Sicherheit — auf Braun-Kurzmanns Nachfolgerin Roswitha Frenzel warten viele Aufgaben.
Stimmen zur Frau Braun-Kurzmann - Sie hat die Soziale Arbeit in Aachen geprägt
Margit Schmitt, Geschäftsführerin SkF Stolberg:
Seit ich 1997 als Geschäftsführerin beim SkF Stolberg anfing, hat Frau Braun-Kurzmann mich unterstützt und begleitet. Wir trafen uns regelmäßig, sie stand mir in allen Fragen mit Rat und Tat zur Seite. Dies war für mich von unschätzbarem Wert. Über 26 Jahre hatten wir einen guten kollegialen Austausch und konnten miteinander verlässlich und vertrauensvoll Probleme erörtern. Das war für mich immer sehr hilfreich. Unvergessen sind die gemeinsamen Reisen zu den Caritas-Kongressen in Berlin.
Ich habe Frau Braun-Kurzmann als zurückhaltende, stets unterstützende, völlig authentische, integre, loyale, ehrliche und fachkompetente Kollegin erlebt. Sie genießt mein absolutes Vertrauen und meine Wertschätzung. Aus unserer Zusammenarbeit wurde eine Freundschaft, die ich nicht missen wollte.
Brigitte Drews, ehem. Leiterin des Jugendamtes der Stadt Aachen:
Ursula Braun-Kurzmann, als Geschäftsführerin des SkF Aachen sowie stimmberechtigtes Mitglied des Kinder- und Jugendausschuss, und ich als Leiterin des Jugendamtes der Stadt standen beruflich in regem Austausch. Ich habe es stets begrüßt und hochgeschätzt, mit ihr sachlich, streitbar, fair, mutig und themenorientiert zu diskutieren und Ideen zu entwickeln, von denen wir auch viele umsetzen konnten. Gemeinsam oder allein haben wir ganz neue Wege in der Sozialen Arbeit der Stadt Aachen beschritten. Viele grundständige Konzepte, Entscheidungsprozesse und Ergebnisse tragen Frau Braun-Kurzmanns Handschrift, sie hat die Jugendhilfe in Aachen geprägt. Projekte wie Guter Start ins Leben oder die Familienpatenschaften werden dauerhaft bleiben.
Torsten Nyhsen, Geschäftsführer SKM Aachen:
Frau Braun-Kurzmann hat mir kürzlich das "Du" angeboten. Vor lauter Respekt tat ich mich anfangs schwer. Ulla ist für mich eine der zentralen Persönlichkeiten des Sozialwesens in Aachen. Als ich 2009 Geschäftsführer beim SKM Aachen wurde hatte ich keine Netzwerke und Verbindungen. Auf den Rat eines Vorstandes nahm ich zaghaft Kontakt zu Frau Braun-Kurzmann auf, und als sei es das Normalste der Welt, lud sie mich zu einem Treffen ein. So begann unsere Zusammenarbeit. Viele Trägergespräche bei Behörden, in der Politik, beim SKM, bei Verbänden und Kirchen habe ich mit ihr gemeinsam führen dürfen. Wenn sie sprach, hörten alle zu. Immer ruhig sprach sie, mit Pointe, nie persönlich anklagend, stets sachlich, sehr gut informiert, ihr Wort hatte Gewicht.
Ja, ich bin ein Fan von Ulla, das sage ich offen. Ich werde sie, diese hochgewachsene und elegante Frau mit Ausstrahlung und Charisma, wirklich vermissen.
Gertrud Schiffers, seit 1990 Vorstand beim SkF Aachen:
An Frau Braun-Kurzmann habe ich immer ihre souveräne Fachlichkeit und hohe Kompetenz geschätzt. Oft fand sie sehr kreative Lösungen. Dabei hatte sie immer das Wohl und die Zufriedenheit ihrer Mitarbeiter:innen im Blick. Ich bewundere, mit welcher Klarheit und Ruhe sie, auf dem Hintergrund ihrer umfangreichen Erfahrungen, in relativ kurzer Zeit gute und weitsichtige Entscheidungen traf. Ich habe wirklich sehr gern mit ihr zusammengearbeitet.
Hildegard Scheidt, Bürgermeisterin der Stadt Aachen:
Der soziale Frieden einer Stadt ist entscheidend abhängig von engagierten Menschen wie
Ursula Braun-Kurzmann. Sie hat mit ihrer nachhaltigen Weitsicht die soziale Landschaft der Stadt geprägt. Mit Engagement, Ausdauer, hohem Fachwissen, der Aufmerksamkeit für Veränderungen im Leben der Menschen hat sie sich eingebracht und erfolgreiche Angebote der sozialen Arbeit durchgesetzt. Als Bürgermeisterin und Vorsitzende des Kinder- und Jugendausschuss habe ich stets ihre klugen Vorschläge geschätzt und bedanke mich für die lange, erfolgreiche Zusammenarbeit.
Biografisches zu Ursula Braun-Kurzmann:
o Aufgewachsen in der Eifel
o vor dem Studium Praktikum in einer Kita in Simmerath
o Studium der Sozialen Arbeit in Düsseldorf
o Erste Stelle beim SkF in Stolberg (es war damals schwierig, eine Stelle zu bekommen, es gab nur Zeitverträge)
o Wechsel zum SkF Aachen, zuerst ins Frauenhaus, dann in viele verschiedene Bereiche des SkF
o Mit 32 Jahren Geschäftsführerin des SkF Aachen — bewerben Sie sich, Sie sind die Beste für den Job, riet ihre Vorgängerin
o Fortbildungen in Sozialmanagement und der BWL für Non Profit Organisationen
Projekte (nachhaltig, langlebig)
o Mitgründung Verein Schuldnerberatung
o Verein Familiäre Tagesbetreuung (wegen fehlender Kita-Plätze)
o Familienpatenschaften
o Guter Start ins Leben
o Neue Wege gehen, häusliche Gewalt gemeinsam beenden
o Kita Rokoko
o Nachbarschafts- und Jugendtreff Robert-Koch-Straße
o Seniorenpatenschaften
Ursula Braun-Kurzmann über den SkF:
Die Geschichte und Tradition formen einen besonderen Spirit, der bis heute hält und uns trägt. "Der SkF Aachen e. V. ist nach über 100 Jahren zu vergleichen mit einem Baum, der fest verwurzelt ist. Auch große, starke Bäume wachsen und müssen sich zugunsten neuer Triebe von altem Geäst trennen. Wir füllen unseren Baum mit Leben und pflegen ihn." So steht es in unserem Leitbild. Es war mir eine Ehre, diesen Baum eine lange Zeit zu pflegen. Mein Dank gilt allen Wegbegleitern:innen, die mich dabei unterstützt haben.